Katrin Suder

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Katrin Suder, 2019

Katrin Suder (* 27. September 1971 in Mainz[1]) ist eine deutsche Unternehmensberaterin. Sie war von 2014 bis 2018 beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung.[2][3][4]

Katrin Suder studierte Physik an der RWTH Aachen. 2000 wurde sie in Neuroinformatik an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Dort erwarb Suder auch einen Bachelor in Theater- und Sprachwissenschaften. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Ab 2000 arbeitete Suder für die Unternehmensberatung McKinsey und übernahm 2007 das Berliner Büro der Firma.[5] Sie machte Karriere als Beraterin der deutschen und internationalen IT-Industrie und wurde 2010 Direktorin bei McKinsey,[6] wo sie sich unter anderem mit Diversity Management befasste.[7] Von 2009 bis 2014 verantwortete sie die Aktivitäten der Firma im öffentlichen Sektor. Suder arbeitete einige Jahre als Managerin an der Schnittstelle zwischen Verwaltung und Privatwirtschaft,[8] so leitete sie für die Bundesagentur für Arbeit Reformprojekte, für das Land Berlin erarbeitete sie eine Konzeption zur Verbesserung der Gründungskultur.[9][10] Bei McKinsey setzte sie sich für einen aufgeschlossenen Umgang mit unterschiedlicher sexueller Orientierung (LGBT Diversity Management) ein.[11]

Suder hat drei Kinder[12] und war zeitweise alleinerziehend.[13][14] Anfang März 2017 ließen sie und ihre Partnerin, die ehemalige Fußballtorhüterin und -funktionärin Katja Kraus, eine Lebenspartnerschaft eintragen.[15][16][17] Sie leben mit den drei Kindern, die sie gemeinsam aufziehen,[18][19] in Hamburg.[12]

Ehrenamtlich ist sie für die Kinderrechtsorganisation Save the Children aktiv.[20] Bis 2015 engagierte sie sich für den Verein Lesbenfrühling e. V.[21]

2015 wurde sie Mitglied des Kuratoriums der Hertie School.[22] Seit dem 1. November 2018 ist sie als Senior Fellow an der Hertie School tätig.[23]

2017 erhielt sie vom damaligen französischen Verteidigungsminister Le Drian den Ritterorden der französischen Ehrenlegion.

Seit August 2019 ist sie Mitglied des Aufsichtsrats von Cloudflare.[24][25]

Ab Mai 2021 sollte sie das neu geschaffene IT-Ressort im Vorstand des Volkswagen-Konzerns leiten,[26] wurde aber vom Aufsichtsrat abgelehnt.[27]

Anfang 2022 veröffentlichte der Campus-Verlag Das geopolitische Risiko, Unternehmen in der neuen Weltordnung,[28] welches sie zusammen mit Jan Kallmorgen verfasst hat.[29][30]

Seit Sommer 2022 ist Suder Senior Advisor beim PR-Unternehmen FGS Global.[31]

Am 4. Mai 2023 wurde sie in den Aufsichtsrat der Deutsche Post DHL Group gewählt.

Suder wurde am 1. August 2014 als beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung vereidigt mit der Aufgabe, den Rüstungsbereich zu reformieren. Sie trat damit die Nachfolge von Stéphane Beemelmans an, der im Februar 2014 in den einstweiligen Ruhestand versetzt worden war.[32] Direkt unterstellt waren ihr die Abteilungen Ausrüstung und Cyber/Informationstechnik; in ihre Zuständigkeit fielen außerdem Angelegenheiten der Abteilung Planung.[33] Mit ihr wechselte im September 2014 Gundbert Scherf von McKinsey ins Bundesverteidigungsministerium. Er vertrat sie vorübergehend während ihrer Babypause, verließ das Ministerium aber bereits zwei Jahre später wieder.[34][35]

Suder wurde im Mai 2015 von der Russischen Föderation mit einem Einreiseverbot belegt. Ihr Name stand auf einer Liste mit Namen von 89 EU-Politikern; das Verbot war nach russischen Angaben eine Reaktion auf Sanktionsmaßnahmen gegen Russland.[36][37] Vom 11. bis 14. Juni 2015 nahm sie an der 63. Bilderberg-Konferenz in Telfs-Buchen in Österreich teil.[38]

Auf eigenen Wunsch schied sie im April 2018 aus dem Amt der Staatssekretärin aus.[33][39] Zur Verabschiedung verlieh ihr Ministerin von der Leyen das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold.[33] Im August 2018 trat Suder den Vorsitz des neu gegründeten zehnköpfigen Digitalrats der deutschen Bundesregierung an.[40]

Sogenannte Berateraffäre des Bundesministeriums der Verteidigung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beobachter sehen in Suder eine Schlüsselfigur der sogenannten Berateraffäre des Bundesministeriums der Verteidigung, bei der es um die Vergabe hochdotierter Verträge an externe Berater unter Nichtachtung geltender Vergabekriterien ging.[41][42] Von Mitarbeitern und Kollegen wird Katrin Suder als besonders fähige Führungsperson beschrieben, die jedoch mangelndes Verständnis für den Beamtenapparat erwies.[43][44][45]

Bei ihrer Vernehmung zur Berateraffäre im Verteidigungsministerium vor dem 1. Untersuchungsausschuss des Verteidigungsausschusses der 19. Wahlperiode des Deutschen Bundestages am 30. Januar 2020 wies sie alle Vorwürfe gegen sich zurück; vielfach verwies sie dabei auf Erinnerungslücken.[46] Auch wollte sie während ihrer vier Jahre im Ministerium in die Auswahl von bestimmten Beratern, zum Teil durchaus persönlich gute Bekannte und Freunde, oder Unternehmen wie Accenture oder eben McKinsey in keinem Fall involviert gewesen sein, „dafür sei das Ministerium verantwortlich gewesen“.[46] „Auffällig ist, dass Frau Suder sich nur an Details erinnert, die sie nicht belasten“, sagte hierzu Siemtje Möller von der SPD.[46]

Nach Ende des Untersuchungsausschusses schrieben FDP, Linke und Grüne in einem Sondervotum über Suder: „Die gebotene Distanz zu ehemaligen Weggefährten hielt sie nicht ein.“ Der Verdacht eines Buddy-Systems wurde als naheliegend bezeichnet, aber Beweise fehlten.[47]

  • State dependent information processing in the early visual system. Aachen: Shaker 2000 (Bochum, Univ., Diss., 2000)
  • Katrin Suder, Jan F. Kallmorgen: Das geopolitische Risiko – Unternehmen in der neuen Weltordnung. Campus, Frankfurt 2022, ISBN 978-3-593-51558-8.
Commons: Katrin Suder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sabine Rennefanz: „Berlin hat andere Kinderkrankheiten“. In: Berliner Zeitung. 4. November 2013, abgerufen am 22. März 2015 (Interview mit Suder).
  2. Katrin Suder. Lebenslauf. Bundesregierung, abgerufen am 20. September 2018.
  3. Ulrike Jenssen: „Natürlich ist das etwas Besonderes“: Staatssekretärin Dr. Katrin Suder vereidigt. Bundesministerium der Verteidigung, 1. August 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2015; abgerufen am 3. August 2014.
  4. Staatssekretärin Suder verlässt Verteidigungsministerium. In: Frankfurter Allgemeine. 12. März 2018, abgerufen am 13. März 2018.
  5. Melanie Grell: „Raus aus dem Labor“ – Naturwissenschaftler bei McKinsey. In: e-fellows.net. Abgerufen am 22. März 2015.
  6. Dietmar Student: Berater im Überlebenskampf – McKinsey gegen den Rest der Welt. In: managermagazin. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Mai 2014; abgerufen am 28. Dezember 2015.
  7. Lesbische Frau wird von der Leyens Staatssekretärin. queer.de vom 26. Mai 2014
  8. Matthias Gebauer, Gordon Repinski, Gerald Traufetter: Verteidigungsministerium: Von der Leyen holt McKinsey-Frau als Staatssekretärin. In: Spiegel Online. 23. Mai 2014, abgerufen am 22. März 2015.
  9. Corinna Visser: Berlin soll spitze werden. In: tagesspiegel online. 8. Oktober 2013, abgerufen am 22. März 2015.
  10. Katrin Suder. In: The European. 23. Mai 2014, abgerufen am 22. März 2015.
  11. Peter Dausend, Elisabeth Niejahr: Katrin Suder: Gewollte Provokation. In: Zeit online. 19. März 2015, abgerufen am 17. August 2016.
  12. a b Was macht eigentlich Katja Kraus? Hamburger Abendblatt, 28. Februar 2018.
  13. Cordula Tutt, Max Haerder und Rüdiger Kiani-Kreß: Die neue Geheimwaffe von Ursula von der Leyen. Wirtschaftswoche, 3. Mai 2015.
  14. Konstantin von Hammerstein: Frau Suders Höllenjob. Der Spiegel, 3. August 2016.
  15. Katrin Suder – 2 nach 1. In: radiobremen.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 31. März 2017; abgerufen am 31. März 2017.
  16. Katja Kraus heiratet von der Leyens Staatssekretärin. In: Hamburger Abendblatt. 30. März 2017, abgerufen am 3. April 2017 (Bezahlschranke).
  17. Von der Leyens „beste Frau“. Ex-HSV-Managerin heiratet Freundin. In: Bild.de. 29. März 2017, abgerufen am 30. März 2017.
  18. Powerpaar Suder und Kraus: "Kinder und Karriere: Ja, es ist verflucht schwer". 26. August 2020, abgerufen am 27. März 2024.
  19. Katrin Suder und Katja Kraus, Powerpaar. Abgerufen am 28. März 2024.
  20. Mitgliederversammlung. savethechildren.de, abgerufen am 2. November 2019.
  21. McKinsey-Frau soll Bundeswehr umbauen. In: rp-online.de. 26. Mai 2014, abgerufen am 11. Dezember 2018.
  22. Hertie School eröffnet neuen Studiengang "Master of International Affairs" (Memento vom 31. Oktober 2019 im Internet Archive) hertie-school.org, 3. September 2015
  23. Verteidigungsstaatssekretärin a.D. Katrin Suder wird Senior Fellow an der Hertie School of Governance (Memento vom 31. Oktober 2019 im Internet Archive) hertie-school.org, 26. Oktober 2018
  24. Cloudflare, abgerufen am 26. März 2024.
  25. Cloudflare Announces New Board Members. Abgerufen am 25. März 2024 (amerikanisches Englisch).
  26. Ulrich Friese, Carsten Germis, Tillmann Neuscheler: Eine Rüstungsexpertin für den VW-Vorstand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. April 2021, abgerufen am 22. April 2021.
  27. Carsten Germis, Blockade in Wolfsburg verhindert Katrin Suder, In: FAZ vom 6. Mai 2021
  28. „Das geopolitische Risiko, Unternehmen in der neuen Weltordnung“. Campus-Verlag, abgerufen am 26. März 2024.
  29. Katrin Suder: „Technologie ist ein Machtinstrument geworden“. 28. Januar 2022, abgerufen am 25. März 2024.
  30. Jan Kallmorgen. Campus-Verlag, abgerufen am 26. März 2024.
  31. Suder wird Senior Advisor bei FGS Gobal. In: politik-kommunikation.de. 16. Juni 2022, abgerufen am 21. Juni 2022.
  32. Christoph Hickmann: Von der Leyen plant Aufrüstung. In: Süddeutsche Zeitung. 23. Mai 2014, abgerufen am 22. März 2015.
  33. a b c Serenade für Katrin Suder. In: Bundesministerium der Verteidigung. 8. Mai 2018, abgerufen am 12. Dezember 2018.
  34. Thomas Steinmann: Gundbert Scherf, der Umrüster. In: capital.de. 30. November 2016, abgerufen am 12. Dezember 2018.
  35. Matthias Gebauer, Sebastian Traufetter: Verteidigungsministerium Von der Leyens Rüstungsberater geht zurück zu McKinsey. In: Spiegel Online. 13. August 2016, abgerufen am 21. August 2018.
  36. Andreas Borcholte: Einreise-Verbote: Russland wirft EU-Politikern Show-Gehabe vor. In: Spiegel Online. 31. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  37. RUS: Russische Visasperrliste. (PDF 23 kB) In: yle.fi. 26. Mai 2015, abgerufen am 1. Juni 2015.
  38. Bilderberg: 2015 Participants. In: bilderbergmeetings.org. Bilderberg Meetings, Juni 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juni 2015; abgerufen am 20. Juli 2015 (englisch).
  39. Ursula von der Leyen im Netzwerk der Berater. In: haz.de. 8. November 2018, abgerufen am 29. Januar 2019.
  40. Beratung für die Bundesregierung – Ex-Staatssekretärin Suder wird Vorsitzende des Digitalrates. In: Spiegel Online. 21. August 2018, abgerufen am 21. August 2018.
  41. Sven Becker, Matthias Gebauer: Von der Leyen will neues Millionenbudget für Berater. In: Der Spiegel. 11. Dezember 2018, abgerufen am 24. Dezember 2018: „… Suder, die von der Unternehmensberatung McKinsey zu von der Leyen kam, gilt als Schlüsselfigur der Affäre, will sich aber den Fragen der Abgeordneten nicht stellen. Dem Vorsitzenden teilte sie mit, sie wolle zwar „trotz falscher Anschuldigungen und Vorverurteilungen“ an der Aufklärung mitwirken, dies aber nur schriftlich. …“
  42. Patrick Pehl: Affäre des Verteidigungsministeriums: Berater beraten Berater. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Mai 2019, abgerufen am 29. Oktober 2019.
  43. Patrick Pehl: Zu viele externe Berater im Ministerium. In: Berateraffäre. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  44. Da war einfach ein direkter Draht. In: n-tv. Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  45. Was macht eigentlich… Katrin Suder? (2) – Augen geradeaus! Abgerufen am 29. Oktober 2019.
  46. a b c Matthias Gebauer: Berateraffäre im Verteidigungsministerium: Ex-Staatssekretärin Katrin Suder weist alle Vorwürfe zurück. In: Der Spiegel. Abgerufen am 30. Januar 2020.
  47. Wesentliche Erkenntnisse ausgeblendet. In: FAZ. 23. Juni 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.